Projektinhalt

Vor dem Hintergrund wachsender Herausforderungen für das deutsche Ausbildungssystem, insbesondere angesichts eines prognostizierten Fachkräftemangels, wird der Problematik der vorzeitigen Lösung von Ausbildungsverträgen in der dualen Berufsausbildung eine besondere bildungspolitische Bedeutung zugeschrieben. Ein gutes Fünftel aller Ausbildungsverträge im dualen Ausbildungssystem werden früh- bzw. vorzeitig gelöst, wobei die jeweiligen Lösungsquoten zwischen den Ausbildungsberufen, den Betriebsgrößen oder auch regional stark streuen. Auch wenn vorzeitige Vertragslösungen nicht mit Ausbildungsabbrüchen gleichzusetzen sind, sind sie alles andere als unproblematisch: Die Gefahr auf beiden Seiten, bei Betrieben wie vor allem bei Auszubildenden, ist groß, dass eingesetzte Ressourcen entwertet, wertvolles Ausbildungspotenzial, Lebenszeit und Motivationen verloren gehen und ein erfolgreicher Ausbildungsabschluss unsicherer wird. Zudem scheinen sich auch soziale Ungleichheiten, die die Bildungschancen und Bildungsverläufe in Deutschland generell auszeichnen, zu reproduzieren.

Das Projekt fragte vor diesem Hintergrund nach den Ursachen von „vermeidbaren“ vorzeitigen Vertragslösungen. Dabei verfolgte die Untersuchung drei Teilziele:

  • Ermittlung relevanter Strukturmerkmale auf Seiten der Auszubildenden und auf Seiten der Betriebe: Welche sozialen Merkmale bei Auszubildenden führen im Zusammenspiel mit welchen betrieblichen Faktoren zu vermeidbaren Vertragslösungen?
  • Ermittlung relevanter sozialer Prozesse und Konflikte: Wie sehen Prozesse und Konfliktverläufe zwischen Auszubildenden und Betrieben aus, die in einer vermeidbaren Vertragslösung enden?
  • Kontrastierung von Risikogruppen: Was unterscheidet vertragslösende und „nicht-vertragslösende“ Auszubildende mit einschlägigen Risikofaktoren (geringe Schulbildung; Migrationshintergrund; Bildung der Eltern; Geschlecht) voneinander? Welches sind die besonderen Merkmale von Ausbildungsbetrieben mit besonders hohen und besonders geringen Vertragslösungsquoten?

 

Die Untersuchung verfolgte die Forschungsfragen auf zwei Wegen: Zum einen wurden vorhandene Daten und Darstellungen zum Problemkomplex ausgewertet und zu einer Darstellung des Forschungsstand zusammengefasst. Zum anderen – und darin bestand der Kern der Studie – fand eine Befragung von ca. 25 ExpertInnen im Umfeld von Auszubildenden (vor allem sog. AusbildungsbegleiterInnen) und von (und in) Ausbildungsbetrieben statt.