Projektinhalt

Das Projekt fragte nach neuen Formen der Organisation von Innovationen in forschungs- und entwicklungsintensiven Industrien. Unsere Ausgangshypothese wart, dass es in der Biotechnologie zu einer zunehmenden Fragmentierung bzw. Ausdifferenzierung von Innovationsketten kommt, die mit einer Spezialisierung von Unternehmen auf einzelne Ausschnitte der Innovationskette verbunden ist. Hintergrund hierfür sind zwei komplementäre Entwicklungen: "Angebotsseitig" wird die Fragmentierung von Start ups vorangetrieben. Diese treten in der Biotechnologie vielfach nicht als Konkurrenten etablierter Unternehmen auf, sondern fokussieren ihre Aktivitäten als "Spezialisten neuen Typs" auf die Wissensproduktion (die Produktion von "intellectual property"). Forschung und Entwicklung ist hier nicht Mittel zum Zweck, sondern der Geschäftszweck selbst, die Biotech-Start Ups agieren gegenüber den etablierten Unternehmen (wenn auch in unterschiedlicher Form) als "Zulieferer von Innovationen". "Nachfrageseitig" tragen die etablierten Unternehmen zur Fragmentierung bei. Zwar betreiben diese im Bereich der Biotechnologie auch eigene FuE, die neue Biotechnologie liegt allerdings "quer" zu ihren disziplinären Traditionen und Schwerpunkten. Hierin liegt ein wesentlicher Grund dafür, dass die Großunternehmen sich im Fall der Biotechnologie vom Modell der Integration von Forschung, Entwicklung und Produktion abwenden und stattdessen in großem Ausmaß auf externe Spezialisten zurückgreifen und globales "Technology Sourcing" betreiben. Zugespitzt formuliert könnte es zu einer komplementären Spezialisierung zwischen etablierten Unternehmen und auf einzelne Bereiche und Abschnitte des Forschungsprozesses spezialisierten Biotechnologieunternehmen kommen. Während die Biotech-Unternehmen sich auf die Grundlagenforschung und frühe Stufen der Produktentwicklung konzentrieren, liegt die Stärke etwa der großen Pharma-Unternehmen in den aufwendigen, abschließenden klinischen Tests und in der Vermarktung der Medikamente.

Das Projekt wollte zum einen Art und Ausmaß der Ausdifferenzierung von Innovationsketten in der Biotechnologie erheben und damit die Entwicklung neuer Arbeitsteilungsmuster und Spezialisierungsprofile im Bereich industrieller Forschung und Entwicklung identifizieren. Dabei ging es auch um die Frage, inwieweit die gegenwärtig vorfindlichen Strukturen einer Übergangskonstellation in dieser jungen Branche geschuldet sind oder auf dauerhaft neue Innovationsmuster verweisen. Zum anderen sollte geklärt werden, in welcher Weise und in welchen Formen Wissenstransfer in diesen ausdifferenzierten Innovationsketten stattfindet. Denn der Austausch von spezialisiertem Wissen ("intellectual property") zwischen Unternehmen wirft andere Fragen auf als sie aus herkömmlichen Zulieferbeziehungen bekannt sind. Zudem ergibt sich möglicherweise ein neues Spannungsverhältnis zwischen eingespielten Modi des Wissenstransfers in der "scientific Community", die traditionell auf breite Diffusion neuer Forschungsergebnisse ausgerichtet sind, und den auf die Absicherung von intellectual property ausgerichteten Unternehmensstrategien.

Das Projekt war international vergleichend angelegt und ist der Ausdifferenzierung von Innovationsketten in Deutschland und den USA nachgegangen. Dabei haben wir uns von den Anwendungsfeldern der Biotechnologie her auf die Pharma- und Agrarindustrie, räumlich auf ausgewählte regionale Agglomerationen der neuen Industrie konzentriert.