Projektinhalt

Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Jugendinstituts München und des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen

Das Projekt nimmt eine vergleichende Analyse der Projekte „Berufsstarterklassen“ in Niedersachsen und „Praxisklassen“ in Bayern vor. Beide Projekte entstanden vor dem Hintergrund einer wachsenden Zahl von Jugendlichen, die nach Beendigung der Hauptschule am Übergang in das Ausbildungssystem scheitern. Über die Hälfte der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss und über Dreiviertel der Jugendlichen ohne Schulabschluss können nach dem Verlassen der Schule nicht in eine vollqualifizierte Ausbildung einmünden. Besonders prekär ist die Lage von Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss. Ihre Übergangsraten in eine vollqualifizierende Ausbildung sind mit Abstand die geringsten. Häufig absolvieren sie berufsvorbereitende Maßnahmen im sogenannten Übergangssystem bevor ihnen – wenn überhaupt – der Übergang in eine vollqualifizierende Ausbildung gelingt. Die Projekte „Berufsstarterklassen“ und „Praxisklassen“ verfolgen das Ziel bereits in der Schule präventiv mit der Förderung besonders lernschwacher Hauptschüler/innen zu beginnen, so dass ihnen der direkte Übergang in eine berufliche Ausbildung nach der Schule gelingt. In gesonderten Klassen – Praxisklassen in Bayern und Berufsstarterklassen in Niedersachsen – sollten sie auf die Herausforderungen einer beruflichen Ausbildung vorbereitet werden. Kern beider Projekte war die Einführung von einem oder mehreren Praxistagen in der Woche, den die Jugendlichen statt im Unterricht im Betrieb verbringen.

Die Ergebnisse der Evaluation weisen darauf hin, dass es mit den Projekten zum Teil gelungen ist, die Mechanismen des Ausbildungsmarktes außer Kraft zu setzen. Indem die Jugendlichen in den Betrieben ihre Fähigkeiten länger unter Beweis stellen konnten, gelang vielen von ihnen der direkte Übergang in die Ausbildung. Es wurde untersucht, inwieweit und unter welchen Bedingungen Klebeeffekte dazu führen, Jugendliche „außerhalb“ der Marktmechanismen des Ausbildungsmarktes in eine berufliche Ausbildung zu vermitteln. Ein solcher Vergleich bietet sich an, weil sich beide Projekte auf eine ähnliche Zielgruppe beziehen, ähnliche Projektziele und -inhalte verfolgen und zudem bei Untersuchungen ein ähnliches Design angewandt wurde. Zudem erlaubt ein Vergleich zweier so unterschiedlicher Bundesländer wie Bayern und Niedersachen umfassendere Aussagen über die Bedeutung von Standortbedingungen – vor allem der Ausbildungsplatzsituation – als das bisher der Fall war.

Im Rahmen des Projektes konnte gezeigt werden, dass die Programme die Rolle regionaler Ausbildungsmarktlagen und somit Verdrängungsprozesse nicht aushebeln. Weiterhin zeigt sich, dass Diskreditierungsprozesse, d.h. negative Kompetenzzuschreibungen, durch die Teilnahme für einen Teil der Jugendlichen sich eher noch verstärken. Zudem wurde im Vergleich beider Projekte deutlich, dass der Hauptschulabschluss eine hohe Signalwirkung auf dem Ausbildungsmarkt hat.