Projektinhalt

Insbesondere in den peripheren, strukturschwachen ländlichen Gebieten führte der Wandel dörflicher Lebenswelten in den vergangenen Jahrzehnten zu problematischen Entwicklungen: zum Bevölkerungsrückgang der Dörfer durch Abwanderung der Jüngeren sowie Überalterung der verbliebenen Dorfbevölkerung, zum Wegbrechen der lokalen Infrastruktur im Bereich der alltäglichen Daseinsvorsorge sowie häufig auch zur Erosion der sozialen Infrastruktur sowie des sozialräumlichen Zusammenhalts im Dorf, etwa durch Auflösung von Vereinen und Schließung von Jugendräumen, durch Streichung von Pfarrstellen oder den Abbau kirchlicher Gemeindeeinrichtungen . Mit dem Konzept der Dorfmoderation soll versucht werden, diesen Entwicklungen mit konstruktiven Ideen und Impulsen auf lokaler Ebene entgegen zu treten. In einem Forschungsprojekt begleitet das SOFI gemeinsam mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) seine Umsetzung in den vier südniedersächsischen Landkreisen Göttingen, Northeim, Holzminden und Goslar.


Ziel des Projektes ist es, in Zusammenarbeit mit 16 ausgewählten Dörfern aus den vier Landkreisen ein neuartiges, vom Land Niedersachsen gefördertes Qualifizierungsmodul Dorfmoderation zu entwickeln, das insbesondere auch dorf- und regionsspezifische Einflussfaktoren, Handlungspotentiale und bereits vorhandene Engagementstrukturen in dörfliche Moderationsprozesse einbezieht. Im Zentrum des Konzepts der Dorfmoderation steht die professionell angeleitete Qualifizierung ehrenamtlich tätiger Dorfbewohner/innen, die in ihrer Funktion als Dorfmoderator/in an der Aktivierung der Dorfgemeinschaft mitwirken und angesichts der Folgen ländlichen Strukturwandels und demografischer Veränderungen nach Wegen suchen, um das Dorf als Wohn-, Wirtschafts- und Lebensraum attraktiv zu erhalten.


Vorgesehen ist eine enge Zusammenarbeit des Forschungsteams aus dem SOFI und der HAWK mit dem am Projekt beteiligten (sozial-)pädagogischen Praxisteam, das für die Entwicklung und praktische Anwendung des Qualifizierungsmoduls Dorfmoderation zuständig ist. In mehreren aufeinander aufbauenden Arbeitsschritten soll zunächst ein vom Forschungsteam zu entwickelndes Dorfanalyseschema in das Curriculum des Qualifizierungsmoduls integriert und anschließend im Rahmen der Qualifizierungsmaßnahme an zwei Bildungsstandorten gemeinsam mit den auszubildenden Dorfmoderator/innen erprobt werden. Vorgesehen ist zudem die Evaluation des gesamten Fortbildungsdurchgangs, gestützt auf Gruppendiskussionen, Einzelinterviews sowie einer schriftlichen Befragung aller Teilnehmer/innen an der Qualifizierungsmaßnahme. In einem abschließenden Arbeitsschritt wird das Forschungsteam seine Erkenntnisse aus den Dorfanalysen nutzen, um gemeinsam mit dem Praxisteam Bedingungsfaktoren zu definieren, die die Übertragbarkeit des im Projektverlauf erarbeiteten Qualifizierungskonzepts ermöglichen sollen.