Projektinhalt

In den letzten Jahren sind in Deutschland eine Reihe von Ansätzen einer indikatorengestützten Berichterstattung für die nationale, die Länder  und (in jüngerer Zeit) für die kommunale Ebene entwickelt worden. Sie spiegeln die zunehmende  Einsicht in die Bedeutung eines Bildungsmonitorings wider, das als kontinuierlicher, datengestützter Beobachtungsprozess das Bildungsgeschehen in Bund, Ländern und  Kommunen transparent macht und auf diese Weise die Basis für Zieldiskussionen und politische Entscheidungen legt. Allerdings kranken die bis heute verwendeten Konzepte daran, dass sie ihren Schwerpunkt auf das Geschehen in den institutionalisierten Bildungseinrichtungen legen und insbesondere den Kommunen einen hohen Aufwand bei der Erstellung von Bildungsberichten abverlangen.

Daher hat das SOFI von der Bertelsmann-Stiftung den Auftrag erhalten, in enger Zusammenarbeit mit der Pilotkommune Bielefeld ein Konzept für einen kommunalen Lernreport nach der Systematik der „European Lifelong Learning Indicators (ELLI)“ zu entwickeln und praktisch zu erproben und damit die Voraussetzungen für einen breitflächigen Einsatz des Konzepts auf der kommunalen Ebene, d.h. in den Landkreisen, kreisfreien und kreisangehörigen Städten Deutschlands zu schaffen. Der vom SOFI vorgelegte Konzeptentwurf wurde auf mehreren Workshops mit wissenschaftlichen Experten sowie Vertretern entsprechender Gebietskörperschaften diskutiert; in 2011 wird ein nach diesem Konzept strukturierter Lernreport für Bielfeld vorgelegt.

In seiner theoretischen Dimensionierung der Berichtsgegenstände („Stadt als Bildungsraum“) geht das ELLI-Konzept über die stark auf die klassischen Bildungsinstitutionen abstellenden Berichterstattungskonzepte hinaus und begreift die Stadt/Kommune selbst als Bildungsraum und Lernumfeld, das in vielfältiger Weise sowohl eigene, oft nicht formalisierte Lernmöglichkeiten bereitstellt als auch die Wirksamkeit institutioneller Bildungsprozesse in Schulen und anderen Ausbildungseinrichtungen beeinflusst. In der Systematik der Indikatorenentwicklung orientiert es sich an der UNESCO-Heuristik der „vier Säulen des Lernens“ (Learning to Know, Learning to Do, Learning to Live together, Learning to Be) . Darüber hinaus setzt das Konzept vor allem auf eine Selbstberichterstattung der Kommune, nicht auf eine externe Expertise von unabhängigen Wissenschaftlern oder Instituten wie beim nationalen Bildungsbericht und bei einigen Länderberichten. Ein solches Format kommunaler Selbstberichterstattung stellt in mehrfacher Hinsicht hohe Ansprüche an die Verwaltung: Zum einen müssen unterschiedliche Ämter und Instanzen eng miteinander kooperieren in der Datenerstellung. Zum anderen verlangt es einen modernen selbstreflexiven Typ von Verwaltung. Selbstkritische Reflektionsfähigkeit kann in bürokratischen Organisationen nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden, ist für einen kommunalen Lernreport als Selbstberichterstattung aber unverzichtbare Voraussetzung. Zum dritten stellen sich damit Anforderungen an Verständlichkeit und Handhabbarkeit der im Bericht angewandten Indikatoren. Schließlich ist der Adressatenbezug kommunaler Lernreporte unmittelbarer als bei bundes- oder landesweiten Bildungsberichten. Zwar zielen Bildungsberichte auf allen Ebenen auf politische Akteure und bildungsinteressierte Öffentlichkeit, im kommunalen Raum aber sind die Begegnungsräume der unterschiedlichen Adressaten  und Akteursgruppen enger strukturiert. Weil zudem kommunale Reporte möglichst alle Bevölkerungsgruppen erreichen und für Bildung und Bildungspolitik interessieren sollten, sind hohe Anforderungen an Anschaulichkeit und Allgemeinverständlichkeit der Berichte gestellt.