Monographie
Wittke, Volker (1999)

Das Interesse an Ursprung und Durchsetzung industrieller Massenproduktion ist in den letzten Jahren neu erwacht. Denn die Beschäftigung mit diesem tiefgreifenden Umbruch gesellschaftlicher Produktions- und Lebensweise ist lehrreich für die Analyse des gegenwärtigen industriellen Strukturwandels. Bislang galt Massenproduktion überwiegend als Phänomen der "großen Industrie"; tayloristisch-fordistische Organisa-tionsformen wurden in der Regel als Ergebnis von "Rationalisierung" innerhalb von Großunternehmen und Großbetrieben angesehen. Am Beispiel der deutschen Elektroindustrie unterzieht der Autor diese Annahmen einer weitreichenden Revision. Mit seinem neuen Erklärungs- und Interpretationsansatz lenkt er den Blick auf wichtige Entwicklungsdiskontinuitäten. Der Übergang zur Massenproduktion setzt danach einen grundlegenden Wechsel im Produktspektrum der Branche ("Konsumgüterrevolution") voraus. Nicht die etablierten Großunternehmen (Siemens und AEG) waren die Protagonisten dieses Strukturwandels, sondern Start ups und Branchenneulinge. Schließlich bildeten nicht die Strukturen der "großen Industrie" in Berlin, sondern Klein-/Mittelbetriebe in der industriellen Provinz den bevorzugten Raum für die Durchsetzung des Taylorismus.