1. Interdisziplinärer eLabour-Workshop

Im Projektverbund eLabour haben sich vier soziologische Forschungseinrichtungen (SOFI Göttingen, ISF München, IfS Jena, sfs Dortmund) mit drei IT-Partnern (L3S Hannover, SUB und GWDG Göttingen), zusammengeschlossen, um ein Interdisziplinäres Zentrum für IT-basierte qualitative arbeitssoziologische Forschung aufzubauen. Das neue Zentrum wird seit Oktober 2015 vom BMBF im Rahmen des Förderschwerpunktes Digital Humanities gefördert.

Der Projektverbund eLabour hat sich am 5. und 6. September 2016 zu seinem dritten interdisziplinären Workshop getroffen. Ziel war es, erste Erfahrungen mit der Sekundäranalyse des umfangreichen Primärmaterials der beteiligten arbeitssoziologischen Institute und das konkretisierte Konzept für die Forschungsinfrastruktur und die neuen IT-basierten Werkzeuge für die Auswertung qualitativer Forschungsdaten zu diskutieren. Die arbeitssoziologischen Teilprojekte beschäftigen sich mit unterschiedlichen Aspekten der Neukonturierung von Arbeit nach dem Fordismus und greifen dabei auf eine Fülle qualitativer Forschungsdaten aus den beteiligten Instituten - SOFI Göttingen, ISF München, sfs Dortmund und IfS Jena - zurück. Mit dieser Art der qualitativen Sekundäranalyse, die Veränderungen von Arbeit im Zeitverlauf untersuchen soll, sind methodische Herausforderungen verbunden, die nur durch die Entwicklung einer geeigneten Forschungsinfrastruktur und neuer IT-basierter Methoden bewältigt werden können. Diese werden gemeinsam mit drei Partnern aus Informationswissenschaft und Informatik - der GWDG Göttingen, der SUB Göttingen und dem L3S Hannover - entwickelt. Der Verbund wird vom BMBF als eines von acht Zentren im Rahmen des Programms Digital Humanities gefördert.

An dem Workshop nahmen über 30 Mitglieder aus allen Partnereinrichtungen und zwei Beiratsmitglieder teil. Intensiv wurden das Design der Sekundäranalysen, das Konzept der Forschungsinfrastruktur und die Rolle der neuen Such- und Analyse-Werkzeuge diskutiert. Der eLabour Verbund verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der den Aufbau der Forschungsinfrastruktur und die Entwicklung neuer IT-Werkzeuge mit arbeitssoziologischer Forschung verbindet. Dieses Vorgehen erwies sich als sehr produktiv, da auf diese Weise inhaltliche und methodische Anforderungen der arbeitssoziologischen Sekundäranalysen und die neuen Technologien der IT- und Informationswissenschaften aufeinander treffen, mit dem Ziel gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

In der ersten Session haben die arbeitssoziologischen Projekte ihre unterschiedlichen Zugänge und Erfahrungen mit der Sekundäranalyse qualitativer Primärstudien vorgestellt. Da jedes der vier Projekte ein eigenes sekundäranalytisches Design verfolgt, wurde die Vielfalt der sekundäranalytischen Möglichkeiten ebenso deutlich wie die daraus resultierenden je spezifischen Herausforderungen und Probleme.

Die zweite Session war einer intensiven interdisziplinären Diskussion über die dabei identifizierten methodischen Fragen gewidmet, deren Beantwortung unabdingbar ist, um geeignete soziologische Methoden und IT-Werkzeuge entwickeln zu können.

In der dritten Session wurden die in den vergangenen Monaten in Arbeitsgruppen entwickelten Konzepte für den Aufbau von Forschungsinfrastruktur und IT-Werkzeugen vorgestellt. Die Diskussion der konzeptuellen Vorschläge konnte an den Erfahrungen der SoziologInnen anknüpfen. Besonders lebhaft wurde zum einen die Anonymisierung des qualitativen Forschungsmaterials mit IT-Unterstützung erörtert; zum anderen stand die Frage im Mittelpunkt, wie der zeithistorische Kontext der Primärstudien mit IT-Unterstützung besser erschlossen werden kann. Diese Themen wurden am Dienstag weiter vertieft, und anhand von grafischen Designentwürfen und prototypischen Entwicklungen Lösungsmöglichkeiten vorgestellt. Angeregt durch die Diskussion über methodische Herausforderungen der Sekundäranalyse konnten die Überlegungen zur Entwicklung der IT-Werkzeuge zur Suche und Auswertung qualitativen Materials weiter konkretisiert werden. Außerdem ging es am zweiten Tag um konkrete Festlegungen für die nächsten Arbeitsschritte beim Aufbau der Forschungsinfrastruktur, besonders in Hinblick auf die Strukturierung des Primärmaterials, das Datenmodell und semiautomatisch generierte Metadaten. Hiermit hatte sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe bereits im letzten halben Jahr intensiv auseinandergesetzt, da in der interdisziplinären Kommunikation hier einige Probleme und strittige Punkte ausgeräumt werden mussten. In den nächsten Monaten wird das Konzept mit den Forschungsdaten aus den soziologischen Instituten testweise umgesetzt und gemeinsam überprüft, gleichzeitig beginnen die konkreten Entwicklungsarbeiten an der Forschungsinfrastruktur und den IT-Werkzeugen.