Projektinhalt

Ziele des SOFI-Teilprojekts

„BEM-intensiv“ bezeichnet ein Modellprojekt zur Stärkung des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM), das Teil des Forschungsprogramms des Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ ist. Das SOFI übernimmt die Begleitforschung des Modellprojekts, das von der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover (DRV-BSH) in Kooperation mit dem Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gGmbH (BNW), dem Industriellen Arbeitgeberverband Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim e.V. (IAV) und dem Firmenservice der DRV-BSH durchgeführt wird

Ziel ist, in ausgewählten betrieblichen BEM-Konstellationen vertiefte Erkenntnisse über Bedingungen des Gelingens, aber auch Scheiterns des im Modellprojekt verfolgten Konzepts einer "Aufsuchenden Beratung" zu gewinnen.

Design, Methode und Ergebnistransfer

Durch einen qualitativ-explorativen methodischen Zugang sollen bislang unterbelichtete Dimensionen des Problemzusammenhangs des Betrieblichen Eingliederungsmanagements ausgeleuchtet werden. Denn mitentscheidend für Erfolg oder Misserfolg der Beratungsangebote für Beschäftigte mit gesundheitlichen Einschränkungen dürften die Interaktionen der unterschiedlichen beteiligten Akteure in der Anbahnung und Durchführung der BEM-Beratung "vor Ort" sein. In den Blick genommen werden also die konkreten Akteurskonstellationen innerhalb und außerhalb der Betriebe, die diesen Prozess prägen. Im Zusammenspiel mit relevanten Ausgangsbedingungen auf individueller Ebene (z.B. soziale Herkunft, Bildungs-, Berufs- und Erwerbsbiografie) sowie der betrieblichen Strukturen und Rahmenbedingungen (Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Beschäftigten, betriebliche Organisation des BEM, u.a.) dürfte sich in diesen Konstellationen entscheiden, ob ein BEM-Beratungsprozess erfolgreich angestoßen und gestaltet werden kann (oder eben nicht). Um diese sozialen Zusammenhänge näher zu untersuchen, sind Einblicke in den betrieblichen und ggf. privaten Alltag der Beschäftigten sowie in den "Beratungskomplex" im engeren Sinne nötig, die nur durch qualitative sozialwissenschaftliche Erhebungsmethoden zu gewinnen sind.

Die wissenschaftliche Begleitung setzt zeitlich und inhaltlich nach Abschluss der persönlichen Vor-Ort-Beratungen der teilnehmenden Beschäftigten an. Befragt werden erstens Beschäftigte im Rahmen von leitfadengestützten Einzelinterviews zu ihrer betrieblichen Situation und ihren Erwartungen und Erfahrungen im BEM-Prozess. Ggf. sind diese Einzelinterviews um Gespräche im privaten Umfeld der/des erkrankten Beschäftigten zu ergänzen, da davon auszugehen ist, dass der persönliche Nahbereich ein wichtiges Strukturelement in einer Beratungskonstellation ist. Zweitens wird eine leitfadengestützte Befragung von im BEM-Prozess involvierten Expertinnen und Experten (Betriebliche Vertreterinnen und Vertreter, BEM-Beauftragte, DRV-/GKV-Beraterinnen und Berater) durchgeführt. Diese Expertinnen und Experten verfügen – unter Umständen über den Einzelfall hinaus – über wertvolle Praxiserfahrungen und über Wissen über typische Prozess- und Konfliktverläufe.

Die Zahl der zu untersuchenden Fall-Konstellationen entscheidet sich erst im Projektverlauf; angestrebt wird eine Zahl von 14 "BEM-Konstellationen" und insgesamt 50-60 Interviews. Die Ergebnisse werden in Form eines Kurzberichts zusammenfassend dargestellt. Der Kurzbericht wird zum einen die Forschungsbefunde und zum anderen daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen beinhalten.

Den empirischen Erhebungen vorgeschaltet ist eine Literaturrecherche der vorhandenen Daten und Darstellungen über den Problemkomplex "Betriebliches Eingliederungsmanagement", die in einer "Ergebnisdarstellung Forschungsstand" zusammengefasst wird.