Monographie
Kädtler, Jürgen (2006)

Themenbereiche: Industrielle Beziehungen, Globalisierung, Arbeit im Wandel

Die Systeme der Industriellen Beziehungen befinden sich in einem tiefgreifenden Umbruch. Dabei handelt es sich – so die bei Kritikern wie Befürwortern verbreitete Meinung – um die letztlich unausweichlichen Konsequenzen der Globalisierung.
In diesem Buch wird hingegen die These begründet, dass es eindeutige Sachzwänge „der“ Ökonomie auch unter Bedingungen „der“ Globalisierung nicht gibt. Standortpolitik und am Shareholder Value orientierte Unternehmenssteuerung folgen strategischen Entscheidungen und sind – auch wenn sie visionär verkündet werden – oft in hohem Maße durch Diskontinuität gekennzeichnet.
Der krisenhafte Umbruch in den Industriellen Beziehungen in Deutschland ist das Resultat eines Strategiewechsels, bei dem zentrale Akteure im Management aus der Welt der Sozialpartnerschaft heraustreten. Wenn das wiederum zu einem weitgehenden Verlust des Einflusses kollektiver Arbeitnehmervertretung führt, liegt das zumeist daran, dass deren Strategien und Vertretungsroutinen nicht darauf angelegt sind, bestehende Machtressourcen von ArbeitnehmerInnen wirksam zur Geltung zu bringen und Konfliktpartnerschaft auf der Höhe der Zeit zu „spielen“.
Unmittelbarer Gegenstand der Untersuchung von Jürgen Kädtler sind die Industriellen Beziehungen in der deutschen Chemie und Pharmaindustrie, gehörten doch die „großen Drei“ – BASF, Bayer und Hoechst – über Jahrzehnte hinweg zu den tragenden Säulen der Deutschland AG. Die dabei gewonnenen Einsichten weisen jedoch über das unmittelbare Untersuchungsfeld hinaus. Ein Blick etwa auf jüngste Entwicklungen in der Automobilindustrie macht deutlich, dass es sich bei den untersuchten Fällen nicht um Chemiespezifika, sondern um allgemeine Tendenzen handelt.