Projektinhalt

Fragestellung / Ziele

Unter der Überschrift Digitalisierung findet gegenwärtig ein beschleunigter Wandel der Arbeitswelt statt, der in seinen arbeitsbezogenen Wirkungen erst in Ansätzen abschätzbar ist. Umso mehr bedarf es einer gründlichen Erforschung dieses Wandels, um frühzeitig auf Risiken und Problemlagen sowie Chancen und Gestaltungsoptionen hinzuweisen. Auch das Thema Gesundheit in der Arbeit hat seit einigen Jahren erhöhte Aufmerksamkeit erfahren, noch nicht absehbar ist jedoch, inwieweit Digitalisierung auch mit neuen Herausforderungen für betriebliche Gesundheitsförderung einhergeht und ob sich auch in dieser Hinsicht neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Das SOFI wird daher in einem breit angelegten, mehrjährigen Forschungsvorhaben den arbeitsbezogenen Veränderungen des aktuellen Digitalisierungsschubs nachgehen. Angesichts von Verschränkungen und Wechselwirkungen der Digitalisierung mit anderen arbeitsbezogenen Trends wie Flexibilisierung und Entgrenzung, steigenden Leistungsanforderungen oder sich ausdifferenzierenden Beschäftigungs- und Organisationsformen, für die sich im arbeitspolitischen Diskurs der Begriff „Arbeiten 4.0“ herausgebildet hat, liegt dabei eine ganzheitliche Sichtweise nahe, die sich nicht allein auf Technikaspekte beschränkt.

Ziel des Forschungsprojektes ist es, Erkenntnisse über die arbeitsbezogenen Anforderungen, Problemlagen und Gestaltungsmöglichkeiten einer sich zunehmend digitalisierenden Arbeitswelt zu gewinnen. Es geht um Orientierungswissen als Grundlage für eine gesundheitsorientierte Arbeitspolitik sowie eine der Arbeitswelt 4.0 angepasste betriebliche Gesundheitsförderung. Die Forschung findet im Verbund mit einem Innovationsprojekt der AOK Niedersachsen („Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0“) statt, in dem ein agiles Beratungskonzept sowie auf die Arbeitswelt 4.0 angepasste Instrumente und Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) entwickelt und erprobt werden. In Kooperation mit dem SOFI ist das Ziel des AOK-Projektes die Wirkung der Arbeitswelt 4.0 auf die Gesundheit der Beschäftigten zu verstehen, sie positiv zu beeinflussen sowie anhand der in dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse ein zukunftsfähiges BGM zu gestalten.

 

Untersuchungsmethoden

Das Design der SOFI-Studie basiert auf vergleichenden Fallstudien in ausgewählten, mit Blick auf den digitalen Wandel besonders relevanten Tätigkeitsfeldern, in denen jeweils Erhebungen in zwei Wellen durchgeführt werden. Mittels eines multiperspektivischen Methodenmix aus qualitativen und quantifizierenden Erhebungsmethoden wird zunächst untersucht, in welcher Weise neue Technologien und gewandelte Anforderungen in diesen Tätigkeitsfeldern eine Rolle spielen, wie sie die Arbeitsanforderungen und Arbeitssituationen prägen, welche arbeitsbezogenen Gestaltungskonzepte von den Betrieben verfolgt werden und wie diese unter dem Gesichtspunkt des Erhalts und der Entwicklung der Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zu beurteilen sind (Ausgangssituationen). In einer zweiten Erhebungswelle (Follow-up-Erhebungen, BGM-Evaluation) werden die BGM-Prozesse (Akteurskonstellationen, Aushandlungsprozesse, Maßnahmen) in den Betrieben rekonstruiert sowie die angestoßenen Veränderungen erhoben und mit Blick auf Schlussfolgerungen für betriebliches Gesundheitsmanagement in einer Arbeitswelt 4.0 analysiert und bilanziert. In beiden Erhebungsphasen kommen vielfältige Methoden der empirischen Sozialforschung zum Einsatz: sowohl qualitative Beobachtungsverfahren und Interviewmethoden (Beschäftigteninterviews, Gruppendiskussionen/Fokusgruppen, Expertengespräche) als auch quantitative Erhebungen (Fragebögen). Soweit möglich und sinnvoll wird zudem auf betrieblich vorliegende, prozessproduzierte Daten zurückgegriffen.

Das Projekt ist breit angelegt, wird unterschiedliche Branchen (neben Fällen aus verschiedenen Industrien auch personenbezogene und andere Dienstleistungsbereiche) einbeziehen und Veränderungsprozesse über einen längeren Zeitraum hinweg analysieren. Durch quer- und längsschnittartige Vergleiche von betrieblichen Veränderungsprozessen in konkreten Tätigkeitsbereichen, die in Summe relevante Felder abdecken, soll ein empirisch fundierter und zugleich differenzierter Einblick in die Anforderungen und Arbeitssituation einer digitalisierten Arbeitswelt (Arbeiten 4.0) ermöglicht werden. Systematische Vergleiche über Tätigkeiten und Betriebe hinweg, bei denen technisch-organisatorische Gestaltungskonzepte aber auch Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements variieren, lassen einen evidenzbasierten Beitrag zu arbeitspolitischen Gestaltungsmöglichkeiten beim Erhalt und der Förderung von Arbeitsfähigkeit erwarten.